Es ist das Jahr 1996 und das kleine Mädchen von sieben Jahren wird die nächsten 20 Jahre nicht erfahren dürfen, was mit ihrem Vater geschehen ist. Ihre Mutter konnte ihn nicht als vermisst melden. Ein Mann durfte tun und lassen, was er wollte, also einfach auch verschwinden. Man würde ihm nicht hinterherspionieren. Ich bezweifle stark, dass man auch so verfahren hätte, hätte es sich um eine Mutter gehandelt, die auf einmal abhanden gekommen wäre. Dass Kinder damit ein Leben lang traumatisiert werden, interessierte damals niemanden. In Interviews mit der heute erwachsenen Tochter konnte man eindrücklich entnehmen, wie das kleine Mädchen von damals sich permanent Gedanken gemacht und sich selbst die Schuld dafür gegeben hat, dass er sie verlassen habe, vielleicht, weil sie zu laut war, nicht gehört hat, zu viel mit ihrem Bruder gestritten hat. Im übrigen: das gilt auch für viele andere Väter, die ihre Kinder im Stich lassen und nie wieder von sich hören lassen oder nur sporadisch. Bei manchen ist der Vater in der Tat nichts weiter als ein Freizeitonkel oder eine Art Nanny, für andere hingegen eine wichtige Bezugsperson, die für immer ausradiert zu sein scheint und ein ewiges Loch hinterlässt.