Alleinerziehend – die stärkste Kontrolle von Männern über Frauen

Bist Du alleinerziehend, bist Du abends eingesperrt. Du kannst nicht raus, zum Sport gehen oder Freund:innen auf ein Bier treffen, tanzen gehen, einen neuen Mann kennenlernen, Sex haben. Sobald Du nach einem anstrengenden Tag Deine Kinder ins Bett gebracht hast und sie noch nicht das Teenageralter erreicht haben, kannst Du von zuhause nicht weg. Du sitzt auf Deiner Couch fest, hängst an Deinem Smartphone oder vor dem Fernseher oder Du schläfst einfach direkt mit Deinen Kindern ein. Aber Du kommst nicht vor die Tür. Vielleicht mal kurz, für einen flotten Spaziergang um den Block.

Während der Vater Deiner Kinder? Er tut und macht, was er will. Er steht auf, wann er will, geht ins Bett, wann er will, trifft, wen er will, hat Sex mit wem er will, fährt in den Urlaub, wann er will und wo er will, arbeitet so lange, wie er will. Seine Zeit ist seine Zeit jederzeit. Er kann über sie frei verfügen – auch jetzt, wo er Vater ist. Für ihn hat sich nichts geändert, außer, dass er laut Gesetz ca. 390 Euro pro Kind im Monat abdrücken müsste (müsste!). Ansonsten läuft sein Leben einfach so weiter. Er kann tun und lassen, was er will.

Eben so wie in den 50ern, in denen Frauen zuhause an den Herd gekettet waren, ihre Aufgabe Kinder, Küche und Kirche war, während die Männer aus- und eingingen und Geschäftspartner oder Arbeitskollegen mit nach Hause brachten, für die die Frau auch noch kochen musste oder in Hotels übernachteten und Frauen mit aufs Zimmer nahmen oder ganz bei einer anderen Frau ihren Kopf auf ihr Kissen betteten, während ihre Alte zuhause schmorte. Sie arbeiteten, schliefen und reisten nach ihren Plänen, nicht nach den Plänen der Frauen. Sie hatten das Geld und damit die Macht. Und sie hatten das Geld und damit die Freiheit. Sie hatten die Legitimität, sich frei in der Gesellschaft, draußen auf der Straße zu bewegen, während das Leben der Frauen auf den häuslichen Bereich beschränkte.

Als Alleinerziehende bist Du automatisch wieder in dieser Rolle gefangen, denn der Mann ist nicht greifbar. Aber mit seiner Abwesenheit und Deiner Unbeweglichkeit hat er die maximale Kontrolle über Dein Leben und kann sogar verhindern, dass Du einen neuen Mann kennenlernst. Lasst uns sein System erschaffen, in dem Männer endlich verpflichtet werden, sich paritätisch um die Kinder zu kümmern oder wo Alleinerziehenden so viele Möglichkeiten geboten werden, dass sie in Gemeinschaft leben oder sich locker ab und an abends einen Babysitter leisten können – wenn der Vater unpässlich ist.

Nicht die Mama – wenn Männer nicht stillen können

Wenn das Baby auf der Welt ist, kommt es zu einem ersten eklatanten Missverständnis zwischen Mann und Frau. Das Baby möchte in erster Linie die Brust – und das am liebsten rund um die Uhr, mal im Dreistunden-Takt, mal alle 20 Minuten, tags wie nachts. Es will Milch, es will gestillt werden, es will diesen Körperkontakt und diese Nähe zur Mamabrust, die es nur dort gibt, bei der Frau und eben nicht beim Papa. Und das macht bei ihm was? Eifersüchtig, gekränkt, verärgert. Der Mann, in dem Irrglauben, er könnte sich gleichwertig um das Baby kümmern, fühlt sich zurückgesetzt und findet es mehr als scheiße, dass er in den ersten Monaten eine ganz andere Aufgabe hat – nämlich die Frau betüdeln. „Ich bin doch nur Dein Lackaffe! Ständig soll ich Dir Wasser bringen, ein Brot schmieren, ein Tuch reichen, das Fenster aufmachen oder Dir ein Malzbier ans Bett stellen. Du kommandierst mich nur rum!“

Frustriert darüber, Nicht-die-Mama zu sein und auch nicht gleichwertig das Baby beruhigen und eben stillen zu können, gibt ihm schnell das Gefühl, nicht gleichberechtigt an der Kinderbetreuung teilhaben zu können und vor allem: nicht dasselbe leisten zu können, was die Mutter imstande ist zu leisten. Aus rein biologischen Gründen. Viele Männer fühlen sich verarscht, in ihrer Rolle als Vater gestört, weniger potent, mächtig und fähig, sich in den ersten Monaten als vollwertige Bezugsperson um das Baby kümmern zu können, es vor allem beruhigen zu können. Denn das ist eine Fähigkeit, die der Vater zwar auch hat, aber eben nicht in der Zeit, in der es noch vornehmlich um die Brust geht. Aber in den ersten Monaten, im ersten Jahr ist es halt nunmal das, was das Baby verlangt – wird es nicht mit der Flasche großgezogen. Eine Kränkung, die viele Männer nicht verkraften. Es kommt zu einem Kompetenzgerangel zwischen den Eltern. Manche Männer gehen so weit, dass sie sich komplett zurückziehen und jede Hilfe verweigern. „Du willst nicht, dass ich das Kind im Arm schaukle, sondern Dir nur wieder etwas zu Essen koche, ich habe keinen Bock mehr! Mach Deinen Scheiß alleine! Sie zu wie Du klarkommst!“

Dabei ist in den ersten Monaten einfach mal eine ganz andere Aufgabenteilung gefragt ist. Mann kümmert sich um Frau, Frau kümmert sich um Kind. Die Mutter kann vom Stillen sehr schnell ausgelaugt sein, sowohl körperlich als auch psychisch. Es ist ein Vollzeitjob. Sie hat beim Stillen oft wahnsinnigen Durst, Hunger folgt auf dem Fuß. Damit sie ausreichend Milch produzieren kann, braucht sie genug nährstoffreiche Nahrung und zu trinken. Und, sie braucht ein Umfeld, das zu ihr steht, sie unterstützt und sie nicht mit Befindlichkeiten stresst oder mit ihr jede Minute einen Streit vom Zaun bricht. Stillen braucht Ruhe und Muse. Bei Stress kann sich der Milchspendereflex verzögern, während das Kind schon schreiend an der Brust hängt und erst Minuten später die so wichtige Nahrung fließt oder er kann im schlimmsten Fall ganz ausfallen, und die Quelle versiegt mehr und mehr. Ein Horror und vor allem sehr trauriger Prozess für Mutter und Kind, wenn so etwas passiert, weil sie von Menschen umgeben ist, die ihr das Leben zur Hölle machen, statt sie liebevoll zu unterstützen.

Wir können der Biologie eben nicht komplett ein Schnippchen schlagen. Es hat seinen Sinn, dass Kinder die erste Zeit an der Brust hängen und Frauen auch einfach erst einmal Mutter sein dürfen, in Ruhe, ohne Zeitdruck und ohne Gezeter. Unterstützt Frauen in der Zeit so gut ihr könnt – ob Mann, Freund:innen, Nachbar:innen, Kolleg:innen. Lasst ihr Zeit und Raum, bringt Essen vorbei, wascht die Wäsche, geht einkaufen, versorgt sie, so gut ihr könnt, DAMIT SIE IHR KIND VERSORGEN KANN. Und Männer – es kommen auch andere Zeiten, dann seid ihr mehr gefragt denn je – nicht mehr so sehr als „Diener“ Eurer Frauen, sondern als Papa, voll und ganz.