Mütter sind nicht verrückt – warum wir eine andere Psychotherapie brauchen

Wir sollen positiv denken, dankbar sein, uns was Gutes tun, unsere Ansprüche runterschrauben, nicht immer so hart zu uns selbst sein, auch mal Fünfe grade sein lassen, schlafen, wenn die Kinder schlafen, mehr Yoga machen, meditieren. Dann würde es uns besser gehen. Und geht es der Mama gut, geht es auch dem Kind gut. Ach, neeeiiin! Wirklich? Auf die glorreiche Idee wäre ich im Leben nicht gekommen. Wahnsinn! Danke für diese bahnbrechenden Tipps. Warum ist mir das selbst nicht eingefallen? Komisch, als ich noch keine Kinder hatte, bin ich regelmäßig zum Sport gegangen, in die Sauna, ins Kino, Theater, auf Konzerte, Partys, hab ausgeschlafen, gut gegessen und war nach dem Urlaub auch tatsächlich erholt. Das geht mit Kindern eben nicht mehr so leicht, Ihr Blinsen. Vielleicht hört die Welt mal auf, uns mit Binsenweisheiten abzubügeln und für dumm zu verkaufen. Ist ja auch viel einfacher, einen mit Kalendersprüchen und Zitaten von Buddha und Co ruhigzustellen, statt ganz praktische Hilfe anzubieten.

Essen kochen und vor die Tür stellen, den Einkauf erledigen, Wäsche zusammenlegen, mal durchwischen oder die Kinder hüten. Wie wäre es mal damit? So geht es uns besser, so haben wir mal die Hände frei, so können wir mal durchatmen. Aber nein, uns werden Ratgeber an die Hand gegeben, in denen steht, wie wir uns noch besser organisieren können. Wir werden auf Mutter-Kind Kuren geschickt, mit erbärmlichem Essen, winzigen Zimmern und Zwangsprogramm mit Nordic Walking und Selbstoptimierug, nur um danach wieder im selben Alltag zu landen, wo nach einer Stunde jegliche Erholung verpufft ist, sollte sie sich überhaupt eingestellt haben.

Wir werden an schlecht ausgebildete Coaches oder Therapeut:innen geschickt, die uns erklären, dass wir mehr auf unsere Bedürfnisse achten sollen, weniger wütend zu sein und weniger gereizt mit unseren Kindern. Denn zu Kindern muss man ja lieb sein. Aber echte hands-on Hilfe im Alltag gibt es nicht. Denn der Alltag ist mit Kindern eine einzige Aneinanderreihung von Unberechenbarkeiten. Selbst, wenn ich mir vornehme, an meine Bedürfnisse zu denken und in die Tat umzusetzen, da ist einfach kein Platz. Alles ist im Alltag so auf Rand genäht. Will ich morgen zum Sport, ist eins der Kinder krank, will ich mal länger schlafen, kotzt ein Kind nachts oder träumt schlecht. Dann steht der Geburtstag an, dann eine Abendveranstaltung der Arbeit, dann ein Elternabend, dann der Sport der Kinder, dann ein Fußballturnier der Kids, dann eine kaputte Waschmaschine, dann ein platter Fahrradreifen, dann dies, dann das.

Alles nur Ausreden, um sich nicht um sich selbst kümmern zu müssen? Bloß eine übereifrige To Do-Liste, in der man nur ein wenig Platz für sich schaffen müsste? Nur eine Frage von Prioritäten? Nein, verdammte Scheiße!! Eine Frage mangelnder, ganz praktischer Hilfe! Wie dieser Vixxer, der mich anmacht, als ich mit den Kindern versehentlich auf einen Radweg gerate und er mich fast überfährt, weil er sich im Recht sieht, diesen nur für ihn angelegten Radweg entlang rasen zu dürfen, während ich schweißgebadet mein Fahrrad halb trage, halb ziehe, da ich einen Platten habe.

„Du Arschloch!“, schreie ich ihn an. Er hält an und meint, mir Paroli bieten zu können. Aber er weiß nicht, dass er eine völlig überabreite Mutter vor sich hat. „Du scheiß Single! Du musst dich nur um deine Scheiße kümmern!“ Ich schreie, wie von Sinnen – und ja, ich bin von Sinnen. Meine Kinder halten sich die Ohren zu. Der Mann schnaubt verächtlich, will etwas sagen, aber er findet keine Worte. „Wie wär’s, wenn du mir mit meinem Platten hilfst, das wäre mal was!“ füge ich kreischen hinzu. Aber er hilft mir nicht. Er lässt mich einfach stehen. Dabei liegen noch 1.000 Meter vor mir, auf denen ich dieses Rad nach Hause schleppen muss. Und dieser Radsportler hätte mir mit Sicherheit weiterhelfen können. Aber er tut es nicht.

Schämen soll ich mich, sagt meine Therapeutin, die einen richtigen Ekel vor wütenden Müttern zu haben scheint. Zitternd und fast den Tränen nah, erzähle ich ihr von diesem erniedrigen Erlebnis. Aber sie hat kein Verständnis für meine Verzweiflung, keinen Blick für den Zusammenhang, kein Gespür für den Hintergrund. Ich glaube, sie weiß überhaupt nicht, wovon ich überhaupt rede.

In Deutschlandfunk Kultur spricht der Psychotherapeut Thorsten Padberg darüber, dass vor allem Alleinerziehende von Depressionen betroffen sind. Nicht, weil sie von Hause aus einen Schuss haben, sondern weil ihre extreme Situation sie depressiv macht. Schlafmangel, alles allein schultern zu müssen, immer unter Strom zu stehen, die volle Verantwortung für die Kinder tragen zu müssen, dazu noch berufstätig zu sein. Das zwingt jeden in die Knie.

Wir brauchen keine psychologische Begleitung, damit wir bessere Mütter werden. Und wir brauchen auch keine Mutter-Kind-Kuren, in der wir zwangsoptimiert werden sollen. Wir brauchen staatliche geförderte Haushaltshilfen, Essenslieferungen, Kinderbetreuung und eine familienfreundliche Arbeitswelt. In den letzten sieben Jahren habe ich mich immer wieder an Coaches, Heilpraktiker:innen, Psychoatherapeut:innen und sogar Psychiater:innen gewandt. Niemand konnte mir die Last nehmen. Das einzige, was sie konnten, ist mir Durchhaltetechniken zu vermitteln. Denn nichts anderes ist es, was ihnen möglich ist. Sie können unsere prekäre Lebenssituation nicht lösen. Sie können nur Tipps geben, wie wir die ganze Misere besser aushalten und nicht aus dem Fenster springen.

Böse Mütter – arme Väter

(tut mir leid, ich kenne diese Konstellation nicht)

Alexas_Fotos

Unser Familienrecht basiert auf der Annahme, dass böse Mütter ihre Kinder den Vätern wegnehmen, sie finanziell aussaugen wollten und ihre Kinder gegen sie instrumentalisieren würden. In der Realität sieht es allerdings genau gegenteilig aus: Männer laufen davon, belästigen oder bedrohen ihre Exfrauen, hetzen die Kinder gegen sie auf, halten sich nicht an Absprachen, zahlen keinen Unterhalt, feilschen um jede Minute, die sie nicht mit ihren Kindern verbringen müssen oder fordern Zeiten mit den Kindern ein, nur, um sie an Oma und Opa abzuschieben, oder sie verschwinden komplett aus dem Leben ihrer Kinder. Ich kann spontan zehn Alleinerziehende aufzählen, die in meinem Freundeskreis sind, die so ganz und gar nicht dem Klischeebild der bösen Mutter entsprechen, welche dem Vater die Kinder entzieht (siehe unten).

Ich selbst wurde direkt nach der Geburt mit diesen Unterstellungen konfrontiert. Der Kindsvater war weg, ich am Ende meiner Kräfte, da beschloss ich, für einige Wochen zu meinen Eltern zu fahren, damit wir dort die Versorgung und Unterstützung bekommen, die nötig ist, um zwei Babys gleichzeitig stillen, wickeln, an- und ausziehen, tragen, und zum Schlafen bringen zu können, ohne selbst dabei drauf zu gehen. „Entziehen Sie dem Vater nicht seine Kinder!“ warf mir eine Coaching-Frau direkt zu. Bitte was? Er hat sich aus dem Staub gemacht und ich soll noch brav allein in der Wohnung bleiben, völlig entkräftet und ohne jegliche Hilfe, nur, damit er einmal pro Woche für eine Stunde mit seinen Kindern Duziduzi machen kann? Geht’s noch? „Lass dich bloß nicht provozieren, halte die Füße still und sei einfach weiterhin ganz freundlich,“ warfen mir Familienmitglieder zu. „Mach dein eigenes Ding und vergiss ihn,“ rieten andere. Äh, ja klar. Klappe halten und immer brav lächeln. Oder aber auf jegliche Hilfe verzichten? Die meisten Frauen halten sich tatsächlich an die erste Regel und bleiben sehr, sehr angepasst, weil nämlich zweites nicht funktioniert. Ihn einfach ziehen lassen und so tun, als hätte es ihn nie gegeben. Dieser Mann ist verdammt noch mal der Vater der Kinder und die meisten Mütter wollen, dass er Teil der Familie ist. Nicht, weil sie an einem kranken Ideal der harmonischen Kleinfamilie festhalten wollen, sondern, weil er einfach mal die komplette andere Hälfte der Verantwortung hat, tatsächlich der Vater der Kinder ist, die Kinder ein Recht auf ihn haben und seine aktive und finanzielle Unterstützung bitte nötig sind.

Die meisten Frauen strampeln sich jahrelang ab, um diesen Vater teilhaben zu lassen. Egal, mit wem ich sprach, immer wieder vermuteten Leute, es hätte bei uns ein Rosenkrieg gegeben, wir beide hätten uns bestimmt immer nur in den Haaren gehabt, ich hätte sicherlich auch einen nicht unbedeutenden Anteil an dem ganzen und irgendetwas getan, dass er fliehen musste. Immer wieder wurde gefragt, ob er die Kinder sehen DARF, ob er ein gutes Verhältnis zu den Kindern aufbauen konnte. Meine Güte! Das sollte alles nicht mein Problem als Mutter sein. Aber ich werde permanent für das Verhältnis des Vaters zu seinen Kindern verantwortlich gemacht. Die Realität sieht meist so aus – Väter fühlen sich nicht in der Verantwortung, sie nehmen einfach Reißaus, sie wollen sich nicht in ihrer Freiheit einschränken lassen, bekommen Panik, verschwinden in ihrer Arbeit, im Sport, Feiern, Vereinsleben oder allem, was außerhalb der eigenen Familie stattfindet. Sie sind nicht da! Und sie wollen es auch nicht. Punkt. So, und nun zehn Beispiele von Frauen aus meinem Freundinnenkreis, die alle so gar nicht dem Klischee der bösen Ex entsprechen. Und P.S.: ja, ich kenne eine Mutter aus meiner eigenen Schulzeit, die weggelaufen ist. Und ich kenne eine Mutter einer Arbeitskollegin, die weggelaufen ist. Und ich kenne den Nachbarn einer Freundin, dessen Frau weggelaufen ist. Aber sie sind eben nicht die Regel. So, hier nun die gängigen Geschichten, die ich zu Hunderten erzählen könnte.

Marike: hat eine erwachsene Tochter, die sie von Anfang an allein großziehen musste. Der Mann ist sofort vor der Verantwortung geflohen. Sie musste auf dem Amt für Unterhalt kämpfen und trat sogar in den Sitzstreik, als man ihr Hilfe verwehren wollte. Der Vater hat die Tochter kaum gesehen. Bei der Kommunion verließ er nach wenigen Minuten wieder die Feier, ohne sich zu verabschieden. Marike schrieb ihm und seinen Eltern immer wieder freundliche Postkarten mit Fotos ihrer Tochter, wollte den Kontakt zu allen herstellen. Sie bekam nie eine Reaktion. Heute verweigert der Vater der Tochter Geld fürs Studium.

Palina: Sie hat einen Sohn mit einem Mann, der schon kurz nach der Geburt des Kindes davonlief. Er zog zu seinen Eltern und aus dem Leben seines Kindes zurück. Palina hatte anfangs noch Verständnis für seine Ängste und der Überforderung, Vater zu sein. Sie lud ihn immer wieder zu sich ein. Wenn er zu Besuch kam, lächelten alle freundliche in die Kamera und sie schickte uns die Bilder mit der Unterschrift, dass sie trotzdem dankbar für jede Minute ist, die er mit seinem Sohn verbringt. Sie ist ein so bewusst lebender Mensch, der mit allem Frieden schließen kann, obwohl ihr gerade Heftiges widerfahren ist. Mittlerweile lässt sich der Kindsvater kaum noch blicken, da sie ein weiteres Kind mit einem neuen Mann hat. Sein gekränktes Ego ist so groß, dass er sich nicht einmal für seinen Sohn öffnen und Zeit mit ihm verbringen kann, da er die Mutter so sehr hasst.

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Raja: Sie hat ebenfalls mit einem Mann einen Sohn, der in der Anfangszeit lieber feiern ging und sich die Nächte in Clubs um die Ohren schlug, als sich um sein Kind zu kümmern. Treffen mit dem Kleinen hielt er nicht ein oder er kam zu spät oder blieb nur für ein paar Minuten. Pflichtgefühle gegenüber seines Sohnes als Vater stellten sich nicht ein. Bis heute nicht. Als auch sie ein weiteres Kind mit einem neuen Mann hatte, verschwand auch er komplett aus dem Leben der kleinen Familie.

Fiona: Sie trennte sich nach einem Jahr von ihrem Mann, weil sie nur noch stritten und sie ihren Sohn so nicht aufwachsen sehen wollte. Sie zog in eine kleine Wohnung am Rande der Stadt, um sich in Sicherheit zu bringen. Ihr Ex selbst kann es bis heute nicht glauben, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein will, willigt daher nicht in die Scheidung ein und möchte, dass sie in eine Wohnung zieht, die er sogar bezahlen würde. Er kann sie nicht in Ruhe lassen, belästigt sie permanent mit Nachrichten, willigt nicht in ihre Schulentscheidung ein und hält sich nicht an Absprachen. Ist der Sohn bei ihm, bekommt er kaum Schlaf und kommt dann völlig übermüdet, aufgekratzt und häufig krank zur Mutter zurück.

Madita: sie hat die ersten zwei Jahre mit ihren beiden Kindern allein verbracht, einer Tochter und einem Sohn, die beide ein Jahr auseinder sind. Dann zogen der Kindsvater und sie noch einmal zusammen, mehr aus praktischen Gründen und weniger, weil sie sich gegenseitig so anziehend fanden. Das ging nach kurzer Zeit nach hinten los. Als sie den Psychoterror und die emotionale Gewalt durch ihn nicht mehr aushielt, floh sie mit ihren Kindern, nachdem sie ihn über ihr Vorhaben sogar mehrfach informiert hatte. Jetzt ist sie in Sicherheit, kümmert sich stetig und dem guten Kontakt der Kinder mit dem Vater. Dieser terrorisiert sie aber weiterhin mit Nachrichten, hält sich nicht an Absprachen, hat einen Gerichtsverfahren angezettelt und für sich Rechte vor Gericht erstritten, obwohl er sich jahrelang nicht um die Kinder gekümmert hat. Meine Freundin sieht seitdem ihre Kinder kaum noch, obwohl sie diejenige war, die selbst in der gemeinsamen Wohnung alleinerziehend war.

Tessa: Als sie sich vom Kindsvater trennte, fingen seine Familie und er selbst an, sie zu bedrohen. Sie wollten ihr das Kind wegnehmen. Irgendwann glätteten sich die Wogen wieder, als der Kindsvater von seiner Kränkung runterkam und er selbst eine neue Freundin hatte. Er fordert viel Zeit mit dem gemeinsamen Sohn ein.

Magdalena: Als ihre Kinder acht und zehn waren, trennte sie sich von ihrem Mann. Sie bekam von ihm nichts. Keinen Unterhalt, keine Unterstützung. Sie kümmerte sich in der Anfangsphase um alles allein und musste dazu natürlich auch weiter arbeiten gehen. Er terrorisierte sie mit Nachrichten, redete schlechte über sie vor den Kindern und wollte nur jedes zweite Wochenende mit ihnen verbringen. Sie hingegen stemmte den Alltag mit ihnen, verlor kein böses Wort über ihn, hüllte sich in Schweigen und hielt sich mit Freunden und einem Hobby über Wasser – Tanzen. Jetzt sind ihre Kinder erwachsen und erkennen, wie ihr Vater wirklich drauf war.

Karin: Ihr Ex sperrte sie ein, demütigte sie und nahm ihr das Handy ab. Als sie sich zusammen mit ihrem kleinen Sohn von ihm trennte, forderte er das geteilte Sorgerecht und das Wechselmodell. Obwohl der Sohn noch ein Baby war und voll gestillt wurde, musste er trotz seines Geschreis zum Vater. Von diesem wurde er bloß an die Großeltern abgeschoben. Der Junge war durch die erzwungenen Umgang und das Wegreißen von der Mutter traumatisiert. Später, als es für beide eigentlich hätte einfacher werden müssen, nahm das Engagement des Vaters nicht zu, sondern sogar ab. Er wollte den Sohn immer nur einen Tag und eine Nacht an jedem zweiten Wochenende bei sich haben, weil er ja „arbeitsfähig“ bleiben und sich von der Arbeit auch mal erholen müsse. Dass die Mutter selbst berufstätig ist, schien nie zu zählen.

Ingrid: Sie trennte sich von ihrem Mann, als die Kinder zwei und vier Jahre alt waren. Sie hielt es nicht mehr aus, dass er sie immer mehr kontrollierte und ihr verbat, ihre Freunde und sogar die eigene Mutter zu sehen. Als gekränkter Mann, der verlassen wurde, verweigerte er Ingrid jegliche Unterstützung. Sie musste Unterhalt einklagen und immer wieder darum kämpfen, dass er auch mal unter der Woche oder an einem Wochenende die Kinder nimmt. Die Kinder selbst wünschen sich den Umgang mit dem Vater. Aber dieser kann sie nicht an feste Absprachen halten. Bis heute sagt er kurzfristig ab und kann keine verbindlichen oder regelmäßigen Termine einhalten. Sie hat es aufgegeben, ihn für mehr Zeit mit seinen Kindern zu begeistern. Sie lässt ihn gewähren. Alles andere kostet sie zu viel Kraft.

Kathinka: Ihr Kind entstand bei einem One-Night-Stand. Der Vater des Kindes ist Alkoholiker und gewalttätig. Er hat bereits Kinder mit anderen Frauen. Sie hat das alleinige Sorgerecht. Immerhin hat er die Vaterschaft anerkannt. Von ihm hat sie aber nie Geld gesehen. Bis heute bekommt sie Unterhaltsvorschuss vom  Amt, was so viel weniger ist, als der eigentliche Unterhalt vom Vater.

Der Ehemann ist der Vater des Kindes vom Neuen

The Digital Artist

Das gibt es nur in Deutschland! Ein Mann in einem Café schlägt sich schallend lachend auf die Schenkel. Gerade erzählt er seinem Gesprächspartner, dass eine Bekannte sich von ihrem Ehemann getrennt hatte. Dann lernte sie einen neuen Mann kennen und hat mit ihm nun ein Kind. Weil sie aber mit dem Ex-Mann noch verheiratet ist, also noch nicht geschieden, wurde dieser automatisch Vater des neuen Kindes und nicht der leibliche Vater. Die beiden Männer prusten und sagen dann doch ziemlich schockiert und erstaunt, „Wie scheiße ist das denn? Stell Dir das mal vor! Da bekommst du mit einem neuen Mann ein Kind und der wird nicht als Vater des Kindes anerkannt, weil du noch mit dem Ex verheiratet bist? Das gibt es auch nur in Deutschland.“ Ja, denke ich voller Beklemmung, so eine frauenfeindliche Scheiße gibt es nur in Deutschland. Hier kannst Du auch Deinem Ehepartner bei der Beseitigung einer Leiche helfen und nicht belangt werden, weil das Gut der Ehe so hoch bewertet wird. Einfach nur krank.

Rosita-Schwein so deprimierend

Am Wochenende haben wir vier Kindern abends einen Film angemacht, weil sie schon müde waren, noch was essen mussten und kurz vorm Durchdrehen waren. Also haben wir Mütter sie den Kinderfilm „Sing“ anschauen lassen. Darin schafft es eine Schweinchen-Mutter von 25 Ferkeln in eine Castingshow und wird genommen. Als sie zu den Proben und schließlich zum Auftritt muss, hat sie keine Unterstützung, weder Nannys noch ihr Mann stehen ihr bei, nehmen ihr die Arbeit, die Kinder, den Haushalt ab. Nannys legen bei der Zahl der Kinder auf. Der Mann schläft abends direkt vor dem Fernseher ein, wechselt mir ihr noch nicht einmal ein Wort. Also muss sie sich einen Plan ausdenken und baut die ganze Nacht über ein System im Haus, das automatisiert die Kinder und den Ehemann weckt, ihnen Frühstück macht, beim Anziehen hilft und sie zur Tür rausschickt. Sie selbst hat keinen Schlaf bekommen und eilt noch vor allen aus dem Haus. Es soll lustig sein, aber es ist einfach nur traurig. Eine Mutter ist völlig auf sich allein gestellt. Sie hat kein Netzwerk, ist völlig übermüdet, muss für ihren Traum heimliche Wege gehen, kann nicht offen Hilfe empfangen, muss für sich Lösungen finden, um irgendwie weiterhin ihrer Mutterrolle gerecht zu werden. Diese abstreifen darf sie nämlich nicht.

Steck dir dein Dankbarkeitstagebuch sonst wo hin

Können wir das bitte mal lassen mit dem ewigen Meditieren, Achtsamsein, Dankbarkeit praktizieren. Uns Müttern wird ständig eingeredet, dass wir das alles machen sollen, um uns bloß nicht zu beschweren, aus der Haut zu fahren oder sonstwie unangenehm aufzufallen. Wir sollen dem Klischee der immerglücklichen Mutti entsprechen, die sich zwar den Schweiß von der Stirn wischt und müde morgens aus dem Bett kriecht, ob der ganzen Arbeit. Die aber sofort wieder glücklich lächelt, sobald ihr ein kleines Kind entgegenspringt. Dann weiß sie wieder, wofür sie sich so plagen muss. Das ist ja alles angeblich von der Natur so gewollt, dass sie permanent im Defizit ist, was ihre eigenen Kräfte anbelangt, aber dass sie gottgegeben dafür vorgesehen ist, Kinder zu bekommen und sich ihnen ganz und gar hinzugeben. Dafür lässt sie gerne eine Verabredung saußen, das Telefonat mit einer Freundin wieder ausfallen oder den Yoga-Unterricht. Alles nicht wichtig. Die Energie ist eh weg. Also, statt dich abends verkrampft und mal wieder ungewaschen ins Bett fallen zu lassen, mach doch das Licht nochmal an und hole Stift und Tagebuch raus und schreibe brav auf, wofür heute alles dankbar warst. Genau, so ist es recht – schau mal, du hast elektrisches Licht, du kannst den Kühlschrank einfach aufmachen und da Sachen zum Kühlen reinstellen, du hast fließend Wasser – na, siehst du, geht doch. So einfach ist das. Mmmh, jetzt nochmal ganz tief durchatmen und so richtig dankbar sein. Was wäre doch das Leben ohne all diese Annehmlichkeiten. Und morgen nach dem Aufstehen, räumst du nicht als erstes die Spülmaschine aus, die du jetzt noch um 23 Uhr befüllt hast und die gerade vor sich hinblubbert, und auch die Waschmaschine räumst du morgen nicht leer und hängst die Sachen auf, bevor sie zu gammeln anfangen. Nein, nein, dann setzt du dich schön auf ein Kissen und meditierst erstmal für ein paar Minuten. Reicht ja schon, mehr muss es nicht sein. Ja, Mensch, dann stell halt den Wecker noch ein bisschen früher. Schlaf ist sowieso völlig überbewertet. Nicht wahr, Schätzchen? Wie, Du hast die Nacht schlecht geschlafen, weil dein Kind gekotzt hat und du bist jetzt auch noch mit Halsschmerzen aufgewacht? Du, wenn du mehr Dankbarkeit üben und jetzt meditieren würdest, könntest du das echt besser aushalten. Schrei nicht so! Übe dich in Achtsamkeit! Mach dir nen Tee, gönn dir mal was. Ey, du stolperst ja ins Bad, gehst erstmal aufs Klo, trinkst einen Liter Kaffee, machst Frühstück, ziehst dich an und zerrst die wichtigsten Sachen aus der Waschmaschine, denn, wenn die nicht jetzt trocknen, haben die Kinder keinen warmen Schal oder Handschuhe zum Anziehen? Ja, puh, kannst du nicht mal ein paar Minuten Yoga einstreuen? Was rennst du denn schon wieder so? Noch ne Runde mit den Kindern kuscheln? Ja, ok… Was? Kinderarzt anrufen, neuen Termin ausmachen, ach so, noch Rezept für Eisenmangel und Krankengymnastik. Na gut. Aber immer schön achtsam. Jetzt hetzt doch nicht so. Wie, schon spät dran? Kinder müssen pünktlich in die Vorschule. Schaffen wir alles nicht mehr? Ja, gut gut… Ich komme nicht mehr mit. Äh, und wie war das mit Yoga?

Mama geht Tanzen

Geniale Idee! Endlich Party für Muddis. Die zwei Inititatorinnen haben etwas ins Leben gerufen, wonach sich die meisten Mütter unendlich sehnen. Endlich wieder mal so richtig abgehen. So wie früher, rocken, Hände in die Luft, hoch die Tassen und Füße aufn Dancefloor. Wie öde ist das, zuhause zu Backstreetboys oder Ariana Grande mit den Kindern im Wohnzimmer zu hopsen – zwischen Kochen und Gute-Nacht-Geschichte. Wieder unter Gleichaltrigen sein, die Bierflasche in der Hand, bei lauter Musik der Freundin irgendwelche Geschichten ins Ohr schreien und dabei über ihre Schulter auf nen Typen schauen – das wär’s mal wieder. Aber sind dann ab 20 Uhr auch Daddys im Club anzutreffen?

Andrea und Anna, 2 2-fach Mamas aus Wuppertal wollten gerne mal wieder feiern gehen.
Doch leider gab es keine Partys, die bereits vor 23 Uhr starten, so schreiben sie. „Erst um 1 Uhr nachts in den Club gehen, war mit unserem Familienleben schwer vereinbar. Also haben wir es einfach getan: eine Art After-Care-Party für Mütter von 20-23 Uhr ins Leben gerufen.
180 Minuten feiern und Freiheit!“ Freiheit – das ist genau das richtige Wort. Endlich mal wieder rauskommen aus der Bude. Nicht mehr nur Heimchen am Herd bis spät. Sondern Lockenwickler rein, Maskara auf die Wimpern, Rouge ins Gesicht und Absätze an die Füße. Wieder Frau sein, wieder einmal alles loslassen. Dann begrüßen wir unsere Kinder am nächsten Tag auch wieder mit nem Lächeln statt einem „lass mich in Ruhe“. Danke

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Stillen in der Öffentlichkeit – Baby hungert

Wenn Du ein Problem damit hast, dass Frauen in der Öffentlichkeit stillen, und Du Dir wünschst, dass es ihnen verweigert wird, dann schadest Du nicht nur der Frau, sondern Du schadest ganz explizit dem Kind. Denn Du verweigerst dem Baby die Nahrungsaufnahme! Du willst, dass das Kinder hungert, dass es nichts zu trinken/essen bekommst. Du willst nicht, dass es gefüttert/gestillt wird. Du findest es OK, dass das Baby vor Hunger und Durst schreit, dass es hier und jetzt nichts in seinen kleinen Magen bekommt, dass es keinen Hautkontakt haben darf, dass es keine Ruhe finden darf, dass es einfach das bekommt, was Du gerade vermutlich in einem Restaurant oder Café zu Dir nimmst – Nahrung!

Aber Du schließt auch die Mutter aus dem öffentlichen Leben aus. Du willst nicht, dass sie teilhat am Leben draußen auf der Straße, in Cafés, in Restaurants, in Parks, in Kaufhäusern – eben überall dort, wo Du Dich außerhalb Deines Zuhauses aufhältst, Besorgungen machst, Freund:innen triffst, es Dir gutgehen lässt.

Du hast nicht nur ein Problem mit Brüsten und schmatzenden Babys in der Öffentlichkeit, während Du Dir in Pornos vermutlich zuhauf nackte Brüste reinziehst. Du hast auch ein Problem damit, dass ein Baby etwas ganz Grundlegendes verlangt – Nahrung! Arsch

Ein Kind für 390 Euro im Monat

Wenn Du Vater geworden bist und keinen Bock auf Dein Kind hast, musst Du nichts weiter tun, als 390 Euro im Monat für das kleine Bündel abzudrücken. Dann kannst Du Dir alle anderen Unannehmlichkeiten ersparen. 390 Euro für Dein Kind, damit es was zu essen hat, Kleidung, kostenintensive Therapien, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, ein Laufrad bekommt, später ein Fahrrad, zum Babyschwimmen kann und später zu Schwimmkursen, die ca. 240 Euro pro Kind kosten, in den Urlaub fahren oder fliegen kann, damit es im Kindergarten extra Kurse besuchen und an Ausflügen teilhaben kann, damit es Winterstiefel bekommt, die auch mal locker 70 Euro kosten und auch mal nicht schon getragen sein sollen.

Dafür sparst Du Dir den ganz Alltagsstress wie nächtliches Aufstehen, fieberndes Kind, Krankenhausaufenthalte, bei denen Du auf einem Stuhl neben Deinem Kind die Nächte verbringst, schwere Bronchitis, Scharlach und andere Kinderkrankheiten, wegen denen Du wenig schlafen und auch nur schlecht arbeiten kannst, das Gezeter und Gezanke mit Deinem Balg, Termine in der Kita, Jahresgespräche mit Erzieher:innen, Vorbereitung für die Vier-Einhalbjährigen-Prüfung in der Grundschule, Frühstückmachen, Brotdosen packen, Essen kochen, für das Kind einkaufen, sich über den Gesundheitszustand des Kindes Gedanken machen, immer mit Kind im Gepäck Freunde besuchen, immer mit Kind im Gepäck in den Urlaub, das Chaos zuhause jeden Abend aufräumen, undsoweiterundsofort.

Du bist zu nichts verpflichtet – außer dem Geld. Aber auch das lässt sich umgehen: Du hast ja immer einen Mindestsatz an Selbstbehalt. Den hat die Mutter übrigens nicht. Bei der wird nicht gefragt, was nach all ihren Ausgaben noch für sie übrig bleibt. Und wenn Du arbeitslos bist, dann kannst Du Dich ganz von der finanziellen Pflicht befreien lassen. Das kann eine arbeitslose Mutter übrigens auch nicht. Sie muss weiterhin zusehen, wie sie klar kommt und das Geld für ihr Kind aufbringt und es durchbringt. Also, wie gesagt, Du bist zu nichts weiter verpflichtet, denn es wäre ja nicht gut fürs Kind, wenn Du mit dem Kind Zeit verbringst, aber eigentlich gar keinen Bock hast. Ob die Mutter Bock hat, wird nicht gefragt. Und ob das gut fürs Kind ist, dass sie auch keinen Bock hat, braucht Dich nicht zu interessieren. Aber hey, hier kommt der Clou.

Du hast das Recht, jederzeit das Sorgerecht zu beantragen und fröhlich mit zu entscheiden, wo die Mutter und Dein Kind wohnen dürfen, ob der oder die Kleine operiert werden darf oder in welche Schule Dein Kind gehen soll. Genial, oder? Du musst keinen Finger rühren, aber darfst ordentlich mitmischen und mitkontrollieren. Ein besonders guter Zeitpunkt ist, wenn das Kind in die Schule kommt, also so ca. nach dem sechsten bis siebenten Lebensjahr. Dann sind die anstrengendsten Jahre vorbei und Du musst keine Scheiße mehr wegwischen. Dann kannst Du Dich mal melden und von Deinem Recht Gebrauch machen und mal zeigen, dass Du auch noch da bist. Da kannst Du der Mutter – die Du bis heute ja so hasst – nochmal so richtig zeigen, wo der Hammer hängt. Geil, oder?